Ensemble alte Spinnerei –Schutzobjekte

„Spinnereikönig“

Heinrich Kunz

1773 – 1859

Antti Rüegg, Windisch 1983

Anttti Rüegg, 1983. Die alte Spinnerei, noch in Betrieb an einem Winterabend in Windisch.

Das Areal der ehemaligen Spinnerei Kunz ist ein imposantes, die Reusslandschaft prägendes Ensemble aus der Frühzeit der Industrialisierung des Kantons Aargau, bestehend aus Manufakturgebäuden, Wuhr- und Kanalanlagen und einer Reihe von Kosthäusern.

Eidg. Inventar Kulturgüterschutz

1828

Konzession zur Wassernutzung.

1829

Bau der alten Fabrik, des Kanals und des angebauten Wohnhauses rechts des Kanals.


1835

Bau der zweiten Fabrik links des Kanals.


1836

100 Spinnmaschinen mit 35’000 Spindeln in Betrieb.


1837

Bau des ersten Kosthauses.


1846

567 Beschäftigte in der Spinnerei Windisch.


1859

Tod von Heinrich Kunz, Fabrik an Miterben Heinrich Zollinger und Johannes Wunderly-Zollinger.


1865

Bau der dritten Fabrik und von zwei zusätzlichen Kosthäusern, Verlängerung des Unterwasserkanals und Antrieb durch vier Jonval-Turbinen.


1868

Betrieb einer fünften Jonval-Turbine, Anstieg der genutzten Wasserkraft auf 842 PS.


1873

Übernahme durch die Söhne Hans Wunderly von Muralt, Paul Wunderly und Ernst Zollinger.


1879

Größter Arbeitgeber im Kanton Aargau mit über 900 Beschäftigten.


1910

Modernisierung und Reduzierung der sechsgeschossigen Bauten auf vier Geschosse – Räume dadurch von 2.70 auf 4.00 m erhöht.


1912

Verkauf an den deutsch-jüdischen Textilkonzern W. Wolf & Söhne aus Stuttgart.


1915

Abbruch des Holzstegs und Brückenbau als innovative Eisenbetonkonstruktion

von Fritz Pulfer.


1917 – 1918

Neubau Turbinenhaus, ein früher Eisenbetonbau von Fritz Pulfer. Bau des Verwaltungsgebäudes und des Wohlfahrtshauses.


1941

Nach Enteignung der jüdischen Eigentümer 1938 – Verkauf an Emil Georg Bührle, Maschinenfabrik Oerlikon.


1979 

Das alte Wehr verlottert – Robert Kühnis rettet das Doppelstreichwehr vor dem Abriß und den Plänen eines Stausees. Auf der Höhe der Schöpfi werden neue Schwellbalken in Beton verankert. Das Wehr wird saniert – das wilde Schauspiel der Wasserkraft erhalten. 


1990 

Oerlikon-Bührle zieht sich schrittweise aus Windisch zurück – der Spinnereibetrieb wird eingestellt.



Die neue Ära eines Kulturerbes von nationaler Bedeutung


Nach der Stillegung der Spinnerei erstellen die Gemeinden Windisch und Gebenstorf mit Historikern, Architekten und der kantonalen Denkmalpflege ein Inventar des Areals mit dem Ziel, die Umnutzung zu Wohn- und Arbeitsräumen zu prüfen.


Das Ensemble der ehemaligen Spinnerei Kunz mit den Bauten und Wasseranlagen auf Windischer wie auf Gebenstorfer Seite wird ins Inventar der Kulturgüter von nationaler Bedeutung aufgenommen. 


2000

Kauf der alten Spinnerei 1 bis 5 durch den Visionär Markus Ehrat, der das Konzept des Wohnens in Lofts aus ehemaligen Industriehallen erstmals in den Aargau bringt. Die neuen Stockwerkeigentümer kaufen die Stockwerkhälften im Edelrohbau und bauen die Lofts in Eigenregie zu Wohn- und Arbeitsräumen aus. 


Das monumentale Zwillingsgebäude, das Gutmannshaus, das Wächterhäuschen, das Feuerwehrhaus und die Schlosserei bleiben in ihrer äußeren Struktur weitgehend erhalten. Zusammen mit der industriehistorischen Umgebung, der Spinnereibrücke von Fritz Pulfer, dem Uferweg mit der 180jährigen Roßkastanienallee und der mächtigen Linde am Ende des Inselspitzes bleiben die Geschichte des Spinnereiareals und die großen Visionen des Heinrich Kunz lesbar. 


In den Kosthäusern entlang des Kanals entstehen Wohnungen auf drei Etagen, das Kunzwerk und das ehemalige Turbinenhaus – die spätere Elektrowerkstatt – werden als Bureaus und Ateliers genutzt. 


2014

Die HIAG baut die Spinnerei 3 zu Wohn- und Arbeitslofts um. Das historische Satteldach, das vor Jahren einem Brand zu Opfer fiel, wird nicht rekontruiert. 


2016

Die alte Feinspinnerei – deren Passerelle über die Straße zur Spinnerei 3 im Jahr 2009 dem Spielfilm Der böse Onkel von Urs Odermatt wichtiger Schauplatz war – ersetzt ein neues Gebäude, das sich in den Stil des Industrieareals einfügt. 


Mit der Fertigstellung des neuen Kesselhauses auf der letzten Spinnereibrache – die Fassade erinnert an das frühere Kesselhaus – ist die Entwicklung des Areals abgeschlossen.








Impressum